Schülerzeitungen – ein Opfer des eigenen Erfolgs?

Noch vor zehn Jahren wurden viele Schülerzeitungen nicht digital, sondern mit handgemalten Covern und Bildern produziert. Die Druckerei erhielt ein Exemplar, das dann vervielfältigt wurde. Im Vergleich dazu sind Schülerzeitungen heute professionell gestaltete Hochglanzmagazine. Sie werden von Schülern am Computer geschrieben, selbstgemalte Bilder sind durch Cliparts und Grafiken aus dem Netz ersetzt worden. Das fertige PDF wird an die Druckerei gemailt und innerhalb einer Woche geliefert.

Diese Professionalisierung hat aber auch ihren Preis. Die hohen Kosten für den Farbdruck können oft nicht allein durch den Verkauf hereingeholt werden, da sich der Schülerschwund in sinkenden Auflagen niederschlägt. In kleineren Städten ist es oft noch möglich Anzeigen zu akquirieren – in Großstädten dagegen nur noch schwer.

Neben den Druckkosten belasten noch die Anschaffung technischer Geräte wie Kameras und Computer und DTP-Programmen wie Adobe InDesign oder Photoshop das Budget.

Neben dem finanziellen Aufwand stellen sich aber auch weitere Fragen bezüglich des Einsatzes der Software. Wenn es keinen eigenen PC für die Schülerzeitung gibt, müssen Programme im Schul-Netzwerk und damit nicht von der Redaktion, sondern vom Systembetreuer installiert und gewartet werden. Dies mag im Einzelfall funktionieren, erhöht aber doch den technischen und administrativen Aufwand.

Die Einrichtung einer solchen Redaktion erfordert im Allgemeinen einen einmaligen Kraftakt, von dem man dann jahrelang profitieren kann. Eigentlich könnte man das nun vorhandene Equipment für Synergien mit anderen Medien wie Schulhomepage mit Informationen und Berichten über das Schulleben sowie weitere Printprodukte wie Jahresbericht, Schulaufgabenplaner oder Info-Broschüren nutzen.

Diese Schwierigkeiten und Anforderungen mögen einige Gründe dafür sein, dass die Zahl der Schülerzeitungen im Aufsichtsbezirk in den letzten Jahren zurückgegangen ist. Auch die Koordinatoren für den Schülerzeitungswettbewerb überlegen neue Wege zu gehen. Ein Ausweg wäre eine Digitalisierung zum Beispiel in Form eines Weblogs, eines Internet-Tagebuchs. In den letzten Jahren ist die Zahl solcher Blogs stetig gestiegen. In ihnen können Berichte veröffentlicht werden, auf die sowohl über den Zeitpunkt der Veröffentlichung als auch nach Kategorien zugegriffen werden kann. Auch die Redaktionsarbeit wird digitalisiert: Artikel wachsen im Backend, dem nicht öffentlich einsehbaren Verwaltungsbereich, und werden dann von der Chefredaktion korrigiert, verbessert und schließlich veröffentlicht.

Damit würde sich aber auch die Arbeit der Schülerzeitungs-AG verändern! Bisher gab es folgende Abläufe:

– Recherchieren, Entwerfen, Schreiben von Artikeln

– Werbung & Kalkulation

– Satz & Layout

– Druck

Dabei ist anzumerken, dass in der Hektik vor dem Redaktionsschluss viele der letzteren Aufgaben durch Lehrkräfte erledigt wurden / werden mussten.

In unserem neuen Blog fallen diese Aufgaben weg und die Schülerzeitungs-AG konzentriert sich auf das Eigentliche:

– das Recherchieren, Entwerfen und Schreiben von Artikeln

Diese Tätigkeit würde durch Workshops erweitert, die Schreibtechniken wie

  • Wie führe ich ein gutes Interview?
  • Wie schreibe ich einen journalistischen Text?

oder digitale Techniken wie

  • Fotografie (schon im Oktober 2016 durchgeführt)
  • digitale Bildbearbeitung
  • Webdesign

etc. behandeln.

Es wird interessant zu sehen, inwieweit unsere Schüler mit modernen Techniken des 21. Jahrhunderts produktiv und kreativ Texte rund um die Schule schreiben und veröffentlichen könnten.